Schüleraustausch der FWS mit Gymnasium in Italien

„È stato un belissimo scambio“ – es war ein sehr schöner Austausch, fasst Maura Bergonzoni ihre Eindrücke zusammen. Die Lehrerin am Gymnasium Manfredo Fanti in Carpi in der italienischen Provinz Emilia Romagna leitet auf italienischer Seite den langjährigen Schüleraustausch mit der Friedrich-Wilhelm-Schule. Nach einer durch Corona und personelle Veränderungen an beiden Schulen verursachten Pause haben sich jetzt wieder Schülergruppen der befreundeten Gymnasien wechselseitig besucht.

Den Anfang machten die Schülerinnen und Schüler der FWS unter Leitung der Lateinlehrerinnen Nadia Aschenbrenner und Ina Neuenroth. Im Mittelpunkt einer erlebnisreichen Woche in Carpi stand das Projekt „Green Deal an der Schule“, wobei sich die jungen Menschen aus beiden Schulen gemeinsam ökologischer Themen wie zum Beispiel umweltfreundliches Plastik annahmen.

Um die Workshops an der Schule herum gab es ein spannendes Besuchsprogramm: Gleich am ersten Tag ging es in den kleinen Ort Marzabotto in der Bergwelt des Apennin, wo sich vor 80 Jahren eines der schlimmsten deutschen Kriegsverbrechen ereignet hat: Soldaten von SS und Wehrmacht töteten fast 800 Menschen und löschten die Bevölkerung mehrerer Dörfer nahezu komplett aus. Die Auseinandersetzung mit diesem mehrtägigen Massaker im Herbst 1944 am Originalschauplatz geht unter die Haut, stellten die deutschen Jugendlichen bei ihrem Tagesseminar in der am Ort des grausamen Geschehens gegründeten „Friedensschule Monte Sole“ fest. Nach einer Führung zu den Tatorten und bewegenden Zeitzeugenberichten waren die Schüler gefordert, Bezüge zu aktuellen Kriegssituationen und totalitären Tendenzen in der Gegenwart herzustellen.

Die jungen Menschen aus Eschwege gewannen in dieser Woche darüber hinaus auch Einblicke in die italienische Lebensweise und Kultur: In ihren Gastfamilien bekamen sie einen Eindruck vom Alltagsleben in Italien. Ein Tortellini-Kurs im Kulturzentrum von Carpi führte die Gäste aus Eschwege ein in die Geheimnisse der traditionellen italienischen Küche. Unter den strengen Augen erfahrener Köchinnen stellten sie eigenhändig große Mengen der beliebten Nudelspezialität her, die anschließend gemeinsam mit den italienischen Gastgebern verzehrt wurden. Exkursionen führten die Eschweger Gymnasiasten außerdem in die alte Universitätsstadt Bologna und nach Modena, wo Dom und Glockenturm Ghirlandina auf der Piazza Grande zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.

Gelegenheit zur Vertiefung der frisch geschlossenen Bekanntschaften und der inhaltlichen Arbeit gab es jetzt beim Gegenbesuch der Schülerinnen und Schüler aus Carpi mit ihrer Lehrerin Maura Bergonzoni. Auf dem Programm standen unter anderem Besuche in der NS-Gedenkstätte Buchenwald, in Weimar, in Eisenach, wo sich die Italiener besonders für das Auto-Museum interessieren, sowie im Grenzmuseum Schifflersgrund.

Der Austausch hinterlässt Spuren: „Sie wurden alle Freunde“, hat die italienische Lehrerin Maura Bergonzoni festgestellt. Die Gruppen seien zusammengewachsen und über intensive gemeinsame Erfahrungen seien tiefe Freundschaften entstanden.

Der Austausch zwischen FWS und Liceo Manfredo Fanti besteht seit mehr als 15 Jahren, ursprünglich zielte er auf eine internationale Vertiefung des Lateinunterrichtes ab. Seit die FWS allerdings „Schule ohne Rassismus“ ist, liegt der Schwerpunkt auf der gemeinsamen Bearbeitung von Themenfeldern wie Diskriminierung, demokratische Kultur, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Flucht und Migration durch die deutschen und italienischen Jugendlichen. Aktuell liegt die Organisation in den Händen der Lehrerin Joana Wöhl.