Liebe Eltern der Viertklässler/innen,

vor etwa einem Jahr standen wir an dem Punkt, an dem auch Sie jetzt stehen. Wir durften entscheiden, welche Schule unser Sohn nach der Grundschule weiter besuchen wird. Schon damals, ohne Corona- Einschränkungen, war dies keine leichte Entscheidung.

Da unser Sohn die Empfehlung für das Gymnasium bekommen hatte, standen uns auch problemlos alle Wege offen. Dennoch war unser erster Gedanke nicht die FWS als reines Gymnasium. Wir waren der Meinung, dass unser Sohn zwar immer gute Leistungen gebracht hatte, aber noch nie richtig dafür gelernt hatte. Das Lernen muss man schließlich auch erst einmal lernen. Daher tendierten wir zu einer Gesamtschule. Allerdings haben wir auch immer gesagt, dass wir uns vor der Entscheidung gründlich informieren wollten und unseren Sohn in den Entscheidungsprozess mit einbinden wollen. So besuchten wir alle Schulen im Werra-Meißner-Kreis, die in Frage kamen am Tag der offenen Tür. Diese müssen in diesem Jahr leider ausfallen, so dass Sie nicht die Möglichkeit haben auf diesem Weg eine Entscheidung zu finden. Aus unseren Erfahrungen kann ich Ihnen berichten, dass alle Schulen einen sehr guten Eindruck auf uns gemacht haben. Die Kinder konnten mal allein, mal in Begleitung der Eltern die Schulen erkunden und unser Sohn kam jedes Mal begeistert zurück und freute sich auf den Unterricht ab Klasse 5. „Ich könnte mir vorstellen diese Schule einmal zu besuchen“, sagte er jedes Mal nach einem Tag der offenen Tür. Mit etwas Abstand machte er dann für sich schon eine Reihenfolge, wo es ihm am besten gefallen hat.

Auch die pädagogischen Konzepte überzeugten uns an allen Schulen. Jede Schule zeigte einen anderen Schwerpunkt in ihrer pädagogischen Arbeit, aber für unseren Sohn schienen alle geeignet. Daher ließ sich auch hierüber erst einmal nichts ausschließen. Alle Kinder sind verschieden und jeder sollte schauen, was am besten zu einem passt. Aber für uns gab es überall Vor- und Nachteile, die sich etwa die Waage hielten.

Als letzte Schule im Kreis stellte sich die Friedrich-Wilhelm-Schule vor. Die Entscheidung rückte nun näher und eigentlich erwarteten wir von dieser Schule nicht mehr viel Neues im Vergleich zu den anderen Schulen. Schließlich versucht jede Schule am Tag der offenen Tür sich von der besten Seite zu zeigen. Trotzdem war irgendetwas anders. Zunächst begegnete man überwiegend Eltern, die wir an keiner anderen Schule getroffen hatten, die sich offenbar nur die FWS angeschaut haben. Dies bereitet mir zunächst etwas Unbehagen. Allerdings waren wir von unserer Grundschulklasse mit einer größeren Gruppe Eltern und Kinder gekommen, so dass sich dieses Unbehagen schnell gelegt hat. Die Atmosphäre in der FWS machte diesen Tag zu einem besonderen Erlebnis. Unser Sohn fühlte sich ein bisschen wie in Hogwarts, aus seinen geliebten Harry Potter Romanen. Überall gab es etwas zu Entdecken und Auszuprobieren und dennoch konnte man sich einen strukturierten Überblick verschaffen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg und besuchten die Musikräume, wo vielen ein Staunen ins Gesicht kam: Was musikalisch doch alles möglich ist. Auch unsere kleine Tochter, die noch nicht einmal zur Schule geht, sagte schon bald: „Mama, hier möchte ich auch hingehen.“ Auch die Naturwissenschaften konnten in verschiedenen Stationen und kleinen Experimenten erlebt werden. Die Experimente wurden von Schülerinnen und Schülern der FWS angeleitet. Sie berichteten begeistert über die Forscherklasse, wo man viele solcher Experimente selbst durchführen kann. Wieder zeigte sich Erstaunen darüber, was Schule so alles zu bieten hat.

Die Kinder aus unserer Klasse waren schon nach kurzer Zeit allein in der FWS unterwegs und nahmen gespannt an verschiedenen Probestunden teil. Sie erfuhren, dass man eine Musikklasse oder auch eine Forscherklasse besuchen kann. Beim gemeinsamen Treffen in der Aula, die an diesem Tag als Cafeteria fungierte, berichteten sie sich gegenseitig begeistert von ihren unterschiedlichen Erlebnissen und diskutierten, ob eine Forscherklasse oder eine Musikklasse besser sei. Für viele stand bereits fest: „Hier

möchte ich zur Schule gehen.“ Selbst mit einigem Abstand blieb die Begeisterung, auch wenn viele sich eigentlich schon für andere Schule entschieden hatten. Dennoch haben sich letztlich alle an der FWS angemeldet. So gehen aus unserer leistungsstarken Grundschulklasse sogar sieben Kinder auf diese Schule.

Unsere Bedenken, dass unser Sohn das Lernen noch nicht gelernt hatte, blieben zwar bestehen, wurden aber von der Begeisterung unseres Sohnes überdeckt. Wir haben gemeinsam besprochen, dass er Zeit zum Lernen einplanen muss. An einem reinen Gymnasium wird ihm nicht alles so leichtfallen wie in der Grundschule. Dies wurde uns dann auch versprochen und wir haben ihn guten Gewissens angemeldet.

Nun besucht unser Sohn seit Beginn des Schuljahres die FWS in einer Forscherklasse. Seine Begeisterung ist in großen Teilen ungebrochen, auch wenn er das ein oder andere Fach nicht so gerne mag. Das zusätzliche Lernen für den Unterricht hat er trotz aller Versprechungen noch nicht so gut umgesetzt, so dass immer mal wieder zu Diskussionen und kleinen Wortgefechten zwischen uns kommt, aber insgesamt schafft er auch allein sein Arbeitspensum zu bewältigen. Obwohl seine Noten nicht mehr nur sehr gut und gut sind, weckt dies seinen Ehrgeiz und langsam beginnt er doch selbstständig und vor allem ohne Druck von uns zu lernen. Außerdem ist eine drei auch noch keine schlechte Note, so dass wir ihn weiterhin selbstständig arbeiten lassen können. So können wir nicht davon sprechen, dass mit dem Schulwechsel auch ein Schulstress ausgebrochen wäre. Es steht immer noch genug Zeit für außerschulische Aktivitäten zur Verfügung und die Freizeit muss nicht dem Dauerlernen zum Opfer fallen. Leider finden in diesem von Corona geprägten Jahr sowieso nicht so viele außerschulischen Aktivitäten statt.

Insgesamt ist die weiterführende Schule immer etwas anderes als die Grundschule. Vieles ändert sich und die Kinder sind bestimmt nicht mehr so „behütet“ wie zuvor. Dennoch kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass unser Sohn weiter gerne zur Schule geht und bisher seinen Weg gefunden hat.

Denken Sie bei Ihrer Entscheidung immer an die besonderen Fähigkeiten Ihres Kindes und entscheiden Sie gemeinsam, welche Schule die richtige sein könnte. Letztlich werden Sie erst in der nächsten Zeit feststellen, ob Sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Dabei ändert sich immer wieder so viel. Dies hat uns auch die Corona-Pandemie gelehrt. Man weiß nie, was kommt. Wir sind bis zum jetzigen Zeitpunkt überzeugt das Richtige getan zu haben. Die FWS bietet den Kindern vielfältige Möglichkeiten sich zu entfalten.

Mit freundlichen Grüßen

die Eltern von Malte (5c)