FWS-Tag mobilisiert die gesamte Schulgemeinde

Eine Bildungsreise der ganz besonderen Art führte die Friedrich-Wilhelm-Schule nach Erfurt. Die thüringische Landeshauptstadt war in diesem Jahr das Ziel des traditionellen FWS-Tages.

Foto: Luca Kanngießer

Zehn Busse haben alle Schülerinnen und Schüler des Eschweger Gymnasiums sowie ihre Lehrkräfte schon morgens abgeholt und zu einem besonderen pädagogischen Erlebnis nach Erfurt gebracht. Dort erwartete sie ein attraktives Programm: Die drei fünften Klassen absolvierten im Naturkundemuseum mit dem „Schlaumeierquiz“ eine eigenständige Erkundung der interessanten Ausstellung.

Die Zitadelle Petersberg, eine im 17. Jahrhundert errichtete beeindruckende Festung in der Altstadt und die einzige weitgehend erhaltene barocke Stadtfestung Mitteleuropas, war das Ziel der sechsten Klassen. Absolutes Highlight der aufregenden Zeitreise: die Führung durch die geheimen Horchgänge der Festung.

Ziel der siebten Klassen war die Alte Synagoge aus dem 11. Jahrhundert, die älteste bis zum Dach erhaltene Synagoge Europas und UNESCO-Welterbe. Eine Führung durch dieses außergewöhnliche Museum inmitten der Erfurter Altstadt vermittelte sehr anschaulich und lebendig die Geschichte und Kultur einer der wichtigsten jüdischen Gemeinden des Mittelalters.

Die Schülerinnen und Schüler der achten Klassen steuerten den Erfurter Dom St. Marien an, dessen früheste Bauphase in das 8. Jahrhundert zurückreicht. Eine Führung vermittelte Geschichte und Bedeutung der mittelalterlichen Bischofskirche. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen die historisch wie künstlerisch bedeutsamen Zeugnisse der Glasmalerei des 14. Und 15. Jahrhunderts an den Domfenstern.

In die Nachkriegszeit führte die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen der Besuch der Gedenkstätte Andreasstraße. Das rote Backsteingebäude war zu DDR-Zeiten ein gefürchteter Ort, an dem die Staatssicherheit (Stasi) ihre politischen Gegner und gescheiterte Republikflüchtlinge internierte. Die Führung durch das ehemalige Gefängnis informierte die Gäste an eindrücklichen und realen biografischen Aussagen von jugendlichen Zeitzeugen über den unmenschlichen Haftalltag und Gewalterfahrungen in einer Diktatur.

Öfen für den Massenmord – das war ein wichtiger Geschäftszweig der Firma Topf und Söhne im Zweiten Weltkrieg. Das Erfurter Familienunternehmen stellte seit 1939 im Auftrag der SS Hochleistungsöfen für die Krematorien von Konzentrations- und Vernichtungslager des NS-Regimes her und installierte und wartete sie vor Ort. Heute ist das ehemalige Verwaltungsgebäude des Betriebes ein Erinnerungsort und war das Ziel der Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe. Bei einer Führung über das Außengelände und durch die Ausstellung im Gebäude erhielten die Gymnasiasten an Originaldokumenten einen Einblick in die Firmengeschichte und die tiefe Verstrickung des Unternehmens, aber auch einiger leitender Ingenieure in den staatlich organisierten Völkermord an den europäischen Juden sowie Sinti und Roma.

Der Tag in Erfurt ließ den Schülerinnen und Schülern auch reichlich Gelegenheit in Kleingruppen die Innenstadt von Weimar auf eigene Faust zu erkunden. Der FWS-Tag ist seit vielen Jahren nicht nur eine beliebte Tradition, sondern auch ein wichtiger Baustein im Programm des Eschweger Gymnasiums: Er der verknüpft bewusst die Vermittlung von Wissen und kultureller Bildung an außerschulischen Lernorten mit spannenden Erlebniseindrücken. Er dient somit nicht nur der Erweiterung des Horizonts, sondern vor allem auch der Stärkung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Schulgemeinde.