Schülerinnen und Schüler der FWS reinigen Stolpersteine
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud, dem neben der Thora wichtigsten Schriftwerk des Judentums.
Gemäß dieser Erkenntnis hat sich an der Friedrich-Wilhelm-Schule in Eschwege in der Unterrichtseinheit „Judentum“ im Jahrgang 5 eine Projektidee entwickelt. Alljährlich kümmern sich die Schülerinnen und Schüler um die Reinigung der in der Kreisstadt verlegten Stolpersteine, damit sie wieder besser sichtbar werden. Sie wollen damit erreichen, dass mehr Passanten „mit den Augen darüber stolpern“, erklären die verantwortlichen Religions-Lehrkräfte Nadja Aschenbrenner, Lucas Rzehak und Anna-Helen Thüne die Aktion. Auf diese Weise soll daran erinnert werden, dass dort Eschweger Jüdinnen und Juden ein ganz normales Leben geführt gaben und Eschweger Bürgerinnen und Bürger waren, bevor sie die Stadt verlassen und einem schrecklichen Schicksal entgegengingen, das in den allermeisten Fällen mit ihrer Ermordung in einem der nationalsozialistischen Vernichtungslager endete.
Ausgestattet mit speziellem Putzmittel, weichen Lappen, Putzschwämmchen aus Kunststoff, Einweghandschuhen und kleinen Flaschen mit Leitungswasser zum Nachspülen und nach einer kurzen gemeinsamen Einführung in die Thematik zogen die in Gruppen los, um in bestimmten Bereichen der Stadt die Stolpersteine zu reinigen und wieder zum Glänzen zu bringen. Deren Messingoberfläche oxidiert nämlich mit der Zeit, so dass sich eine dunkle Schmutz- und Schutzschicht auf ihnen bildet.
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das Erinnerung an die Vertreibung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig hält.
Die Schülerinnen und Schüler erledigten die Putzarbeit mit großem Engagement und stießen dabei auf großes Interesse von Passanten, die gelegentlich das Gespräch suchten und ein positives Feedback gaben.
Die Friedrich-Wilhelm-Schule, zertifiziert als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, hat dieses Projekt als wichtiges Element fest im Schulprogramms verankert, so dass alle Lernenden einmal in ihrer gymnasialen Laufbahn an der FWS sich nicht nur theoretisch im Unterricht, sondern auch ganz praktisch vor Ort mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung in ihren Heimatort während der NS-Zeit auseinandergesetzt haben.