Vanessa Mähler (6d) Kreissiegerin im Vorlesewettbewerb

Die eine las mit traumwandlerischer Sicherheit den Text herunter, dem anderen merkte man schon eine leichte Nervosität an. Schließlich ging es am Dienstagmorgen (25. Februar) auch um etwas. Nichts Geringeres als der beste Vorleser oder die beste Vorleserin des Werra-Meißner-Kreises wurden gesucht. (Fast) alle Schulsieger der sechsten Klassen waren in der Rolf-Hochhuth-Bibliothek an der Schlossmühle in Eschwegezusammengekommen, um den Besten der Besten zu küren. Nach zwei Durchgängen hat sich die Jury, die sich zusammensetzte aus Uwe Heinemann (Buchhändler), Scarlett Grebestein (Öffentlichkeitsarbeit Kreisstadt Eschwege), Alisa Roth (Öffentlichkeitsarbeit und Kultur beim Werra-Meißner-Kreis), Peter Hoefel (Medienbeauftragter Werra-Meißner-Kreis) und Tobias Stück (Werra-Rundschau),  einhellig für Vanessa Mähler aus der Klasse 6b der Friedrich-Wilhelm-Schule in Eschwege entschieden.

Die neun teilnehmenden Schulsieger stellten die Jury vor eine echte Herausforderung. Denn schon im ersten Durchgang, als alle einen vorbereiteten Text lesen durften, zeichnete sich ab, dass die Leistungen ganz eng beieinander lagen. „Ihr seid ja alle schon Sieger“, sagte die Leiterin der Stadtbibliothek Judith Vopicka-Rode, die den Kreisentscheid organisierte. Im zweiten Durchgang hatte die Bibliothekarin einen Text aus dem „Zauberer von Oz“ ausgewählt. Keiner der fünf Finalteilnehmer kannte den Text und musste manche Herausforderung meistern.

Kreisentscheid Vorlesewettbewerb der Schulen im Werra-Meißner-Kreis

Vanessa machte den Anfang im ersten Durchgang, für den sie einen Text von den „Drei Fragezeichen“ vorbereitet hatte. Sie fiel durch ihre lebendige Vortragsweise auf. Lukas Thiemich bediente sich bei dem Tolkien-Klassiker „Der kleine Hobbit“. Gerade die Gollum-Passagen brachte er eindrucksvoll rüber. Inga Scheuer aus Oberhone hatte auch einen Klassiker dabei. Aus der Harry-Potter-Reihe von J.K. Rowling las sie aus dem „Orden des Phönix“ fehlerfrei vor. Jamina Müller hatte eine Textstelle aus Susanne Scheiblers „Mein liebes Frauchen“ ausgesucht, das sie voller Inbrunst präsentierte. Die Wanfriederin Charlotte Walter hatte sich für eine der spannendsten Stellen aus dem Buch „Charlottes Traumpferd“ entschieden. Yoel Borns präsentierte eine Szene aus „Andro – Kurzschluss auf Klassenfahrt“. Brüder-Grimm-Schülerin Johanna Miel legte eine gute Lese-Interpretation von Lotte Schweizers „Pippa Moon“ hin. Nils Landgrebe hatte den Sieg an der Adam-von-Trott-Schule davongetragen und steigerte sich gestern im Laufe seines Vortrags deutlich. Leni Schlägel aus Herleshausen hatte die „Drei Ausrufezeichen“ im Gepäck. Ashley-Fabienne Raschs Textstelle schloss mit einem offenen Ende und machte sowohl bei der Jury als auch beim Publikum, das aus Begleitungen der neun Schüler bestand, Lust auf mehr.

Nach ausführlicher Diskussion schafften es Johanna Miel, Lukas Thiemich, Ashley-Fabienne Rasch, Nils Landgrebe und Vanessa Mähler ins Finale. Niemand kannte die Textstelle aus dem „Zauberer von Oz“ bis zum Vorlesen. Nach beiden Durchgängen überzeugte Vanessa Mähler, die auch schon Erfahrungen beim Jungen Theater in Eschwege gesammelt hat, mit dem besten Gesamtpaket. Nachdem in Runde eins der vorbereitete Text beispielsweise einem Hörbuch sehr nahe gekommen war, steigerte sie sich beim Fremdtext ohne Angst vor dem Unbekannten nochmals. In angenehmem Tempo setzte sie die richtige Betonung und hob sich mit einer ansprechenden wörtlichen Rede von den anderen Teilnehmern ab. Auch bei schwierigen Worten kam sie nicht ins Stocken und legte einen flüssigen Auftritt hin.

Seit 1959 veranstaltet der Börsenverein des deutschen Buchhandels den Vorlesewettbewerb, der als eine der größten Leseförderungsinitiativen Deutschlands gilt. Rund 600.000 Schüler der sechsten Klassen nehmen bundesweit jährlich. Der Wettbewerb möchte Kinder dazu einladen, spannende Geschichten und die Freude am Lesen zu entdecken. Schirmherr ist der Bundespräsident.

Text und Foto: Tobias Stück (Werra-Rundschau)