10. Klasse der FWS besucht ehemaliges KZ

Ein Konzentrationslager in einem Kloster – das erstaunte die Schüler*innen der Eschweger Friedrich-Wilhelm-Schule gleich beim Betreten des Geländes der NS-Gedenkstätte Breitenau in Guxhagen (Schwalm-Eder-Kreis), das sie jetzt mit ihren Geschichtslehrern Michael Degenhardt und Jörg Heinz besuchten. Im Rahmen einer Führung über das Gelände sowie durch Gebäude und Kirche erhielten die Zehntklässler des Eschweger Gymnasiums Einblick in die wechselvolle Geschichte der Anlage: In dem Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert, das im 19. Jahrhundert unter preußischer Regie zunächst in ein Arbeits- und Armenhaus umgewandelt wurde, errichtete die SS schon 1933 ein frühes Konzentrationslager für politische Häftlinge, das sie später zum Arbeitserziehungslager umfunktionierte. Auf ihrem Rundgang erfuhren die Besucher*innen von entwürdigenden und unmenschlichen Haftbedingungen und brutalen Misshandlungen durch das SS-Wachpersonal, die die Inhaftierten gefügig machen sollten.

Besonders tiefe Eindrücke hinterließen individuelle Biografien und Schicksale einzelner Opfer, die die Schüler*innen durch das intensive Studium der Häftlingsakten aufbereiten konnten. So stießen die jungen Forscher beispielsweise auf die jüdische Ärztin Dr. Lilli Jahn aus Immenhausen, Mutter des späteren Bundesjustizministers Gerhard Jahn. Die mutige Frau, Anfang 30, kam in Haft, weil sie sich weigerte, sich von ihrem „deutschblütigen“ Ehemann zu trennen.

Besonders beschäftigt hat die Schüler*innen beim Aktenstudium auch die Geschichte eines 17jährigen jungen Mannes, der aus seiner Heimat in Polen deportiert und zur Zwangsarbeit auf einem Bauernhof in Schwebda eingesetzt wurde. Bei einem Fluchtversuch hat die Eschweger Polizei ihn aufgegriffen und der Gestapo in Kassel übergeben, die ihn mit der Bahn nach Breitenau brachte. Die Schüler*innen fanden heraus, dass einige Opfer nach mehreren Monaten in dem Guxhagener KZ in größere Lager wie Buchenwald oder Ravensbrück überführt wurden, wo sich ihre Spuren dann häufig verlieren.

Vor allem diese Recherchearbeit mit den historischen Akten, so einige Schüler*innen in der Abschlussbesprechung, habe eine engere Verbindung zu den betroffenen Opfern hergestellt und deren Schicksal persönlich erlebbar gemacht.

Der Besuch einer NS-Gedenkstätte durch die Abschlussklassen gehört seit vielen Jahren zum Schulprogramm der FWS, die als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zertifiziert ist.