FWS besucht Dokumentarfilm über Walter Kaufmann
Mit einer ganz besonderen Aktion gedachte die Friedrich-Wilhelm-Schule jetzt der Novemberpogrome. Am 9. November 1938 vollzog in Deutschland der staatliche Antisemitismus den Übergang von Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden hin zu systematischer Verfolgung und Ermordung. Fast genau zum 86. Jahrestag besuchte das Eschweger Gymnasium als Schule ohne Rassismus mit den 150 Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 9 und 10 eine Sondervorführung des Kinodokumentation „Walter Kaufmann – Welch ein Leben“ im Eschweger Cinemagic-Kino. Dieser Film der Berliner Regisseurin Karin Kaper und ihres Kollegen Dirk Szuszies, der bundesweit gezeigt und von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert wird, zeichnet das spannende und schillernde Leben des wichtigen Zeitzeugen und Überlebenden des Holocaust Walter Kaufmann nach, der vor kurzem im Alter von 97 Jahren verstorben ist. Der Film folgt den wesentlichen Lebenslinien und weltweiten Erfahrungen des Protagonisten, der als Jude persönlich die katastrophalen Folgen des Nationalsozialismus und die Ermordung seiner Eltern in Auschwitz erlebte und später als Schriftsteller und Korrespondent persönlich und vor Ort die Bürgerrechtsbewegung in den USA, die Revolution in Kuba und die Folgen der Atombombenabwürfe in Japan begleitete. Der Kosmopolit Walter Kaufmann bereiste die ganze Welt und widmete sein Leben dem unermüdlichen Kampf und Einsatz gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wo auch immer. Der Film ist deswegen ein Appell, die elementaren Menschenrechte und demokratischen Errungenschaften überall und entschlossen zu verteidigen.
Die Regisseurin Karin Kaper war persönlich aus Berlin angereist, um in den Film einzuführen und stand nach der Vorführung noch für ein intensives Filmgespräch mit den Jugendlichen zur Verfügung. Dabei und beim unterrichtlichen Nachgespräch zeigten sich die Gymnasiasten durchweg tief beeindruckt von der imponierenden Persönlichkeit und bewunderten das spannende Leben sowie den unermüdlichen Einsatz des Romanautors, Seemanns und Korrespondenten für die Freiheitsrechte. Dass Kaufmanns Leben auch nicht völlig frei von Widersprüchen war, zeigten einige Diskussionsbeiträge: Es gab Irritationen über den manchmal wenig liebevollen Umgang des Protagonisten mit seinen Ehefrauen und Partnerinnen. Außerdem empfanden einige Schülerinnen und Schüler seine wenig kritische Haltung zur Diktatur in Kuba und zum Unrechtsstaat DDR, den Kaufmann bewusst als seinen Lebensmittelpunkt gewählt hatte, als Widerspruch zu seinen Werten.